

|
 FILM REVIEWS I TITLE I WENDY AND LUCY, KELLY REICHARDT I DIETER WIECZOREK I 2008
WENDY AND LUCY
KELLY REICHARDT
Emotionales Austrocknen
VON DIETER WIECZOREK
|

|
|
 |
 |
Wendy and Lucy ist ein Film über das Leben am Rande, über den ungewollten Abstieg und über die schnell greifenden Mechanismen der Ausgrenzung. Eigentlich will die junge Frau Wendy arbeiten. Sie hat noch einen alten Wagen, ein paar Dollar und ist auf dem Weg nach Alaska, wo sie Arbeit zu finden hofft. Offensichtlich lebt sie ohne stabile Kontakte, allein unterwegs mit ihren Hund Lucy. Aus Geldnot im Auto schlafend wird sie am Morgen rüde geweckt. Ab da an ist Wendy einer Serie von Unfällen ausgesetzt, die sie schnell ins Abseits driften lassen. Ihr Auto springt nicht mehr an, ein minimaler Diebstahl im Supermarkt bringt sie in Haft und – schlimmer als alles – sie verliert Lucy aus den Augen. Die Nacht muß sie, gegen ein Bußgeld entlassen, im Wald verbringen, wo sie mit einem Psychopathen konfrontiert wird.
Kelly Reichardt (USA) fängt subtil das Unbehagen ein, das überall wartende Abseits, fällt die dünne materielle Decke erst einmal ein. Nur wenige Meter von der Normalität entfernt beginnt die Wildheit. Reichardt malt nicht schwarzweiß. Wendy trifft auf kleine Zeichen von Hilfestellungen, doch die Erfahrung einer anonymen, fast ungewollten Arroganz der Ausschließung sind weit prägender. Wendy findet Lucy wieder, und muß sich doch von diesem letzten Begleiter trennen, dem einzigen ihr wirklich nahen Wesen, da sie ihr weder Nahrung kaufen noch sie ohne Fahrzeug nach Alaska mitnehmen kann. Und Lucy hat eine schöne Bleibe gefunden, einen großen Garten, den Wendy ihr nie bieten
könnte..
 |
Reichardts Beobachtungsgenauigkeit der sozialen Kühle und emotionalen
Ausgetrocknetheit, wie sie die heutige, ökonomisch angeschlagene Gesellschaft nicht nur der Vereinigten Staaten charakterisiert, beschied diesem mit bescheidenem Aufwand erstellten Film, uraufgeführt in Cannes, große Beachtung 
|
|
|
|
|

|