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pxrouge FESTIVAL REVIEWS I 47. FESTIVAL INTERNATIONAL DE CINÉMA VISION DU REEL, NYON DOC OUTLOOK INT. MARKET I VON DIETER WIECZOREK I 2016

Das Festival Vision du Réel in Nyon

Ein Blick vorab auf die Edition 2016

 

 

 

von Dieter Wieczorek

"The Bad Kids", Keith Fulton und Lou Pepe


"The Bad Kids", Keith Fulton und Lou Pepe

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Die 47. Edition eines der weltweit renommiertesten Festivals des Dokumentarfilms, genauer gesagt, der Konfrontationen mit dem Realen, das fiktive Formen nicht prinzipiell ausschliesst, bietet in diesem Jahr 180 Filme aus 49 Ländern zur Sichtung an. Im Zentrum des vom 15. bis 23. April stattfindenden Festivals stehen drei Wettbewerbsprogramme der kurzen, mittellangen und längeren Arbeiten. Peter Greenaway wird zur Ehrung seines Gesamtwerkes erwartet. Der Kanadier Dominic Gagnon  und der aus Litauen stammende Audrius Stonys bieten Ateliers an, die Einblicke in ihre Arbeitspraxis erlauben werden.

Werfen wir einen kurzen Blick auf einige Wettbewerbsfilme.

The Bad Kids Keith Fulton und Lou Pepe

"The Bad Kids" Keith Fulton und Lou Pepe

 

"The Bad Kids" ist ein faszinierendes Porträt einer engagierten Lehrerin und ein sensibel angelegtes Panorama zum Stand der Dinge im US-Schulwesen, genauer zur vorwiegend rat- und orientierungslosen us-amerikanischen Outdrop-Jugend. Die Filmemacher Keith Fulton und Lou Pepe, die bereits 2002 mit «Lost in La Mancha», das grandiose Scheitern Terry Gilliam's bei der Verwirklichung seines Don-Quixote-Filmes, Aufsehen erregten, arbeiten erneut zusammen, um den Schulalltag in der im kulturellen Nowhere inmitten der Mojave-Wüste gelegenen Black Rock High-School zu begleiten. Schüler, die ausbrachen, abbrachen, rebellierten oder in Apathie versanken, damit sich in eine  zukunftslose Situation drifteten, erhalten von einen überaus beeindruckenden Schuldirektorin und ihrem Team die Chance, ihrem endgültigen Absturz zu entgehen. Dass dort eintreffende Schüler bereits an der Busstation erwartet und individuell herzlich begrüsst werden, ist tägliche Normalität.

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Emotional soll ein Gefüge geschaffen werden, dass eher häuslich ist als die Orte, von denen die Schüler kommen. Die Schulleiterin lässt es sich auch selbst nicht nehmen, mit ihrem eigenen Fahrzeug auch Schüler von ihren Wohnorten abzuholen. Jederzeit ermutigen sie, flösst Selbstvertrauen ein, gestaltet individuelle Ausbildungshilfen. Auch sie gehörte einst zu den Alleingelassenen, abgelehnt von ihrer Familie, orientierungslos und aggressiv. Nun kämpft sie für die mögliche Zukauft jedes ihrer Sprösslinge. Keith Fulton und Lou Pepe erfassen ebenfalls die Phasen des Scheiterns. Sie geben Schülers aller Arten Raum, sich zu äussern. Sie bringen intime Momente des Zweifeln und Selbstzweifelns ins Bild. Sie meiden jede Moralisierung, würdige die Haltung in jeder Entscheidung und machen zugleich hinreichend deutlich, dass Schulbildung in einer Gesellschaft ohne Pardon der einziger Ausweg aus der vorprogrammierten Katastrophe ist.

Den Traum von einer Rückkehr zur Normalität findet man auch in den radioaktiven Gegenden um Fukushima. Nachdem die strahlende Erde in Tausenden von Plastiksäcken in Halden angestaut wurde, einschliesslich der zusammengefegten Blätter der umgebenden Wälder, gibt es nach wie vor Bewohner, die für wenige Stunden in ihre verseuchten Wohnungen zurückzukehren. Manche von ihnen haben die Hoffnung noch nicht aufgegebenen, hierin wieder dauerhaft leben zu können. Der französisch-schweizerische Beitrag «Half Life in Fukushima» von Mark Olexa und Francesca Scalisi, ebenfalls im Internationalen Wettbewerb platziert,  beeindruckt durch Kurzporträts wie das eines Farmers, der sich nach wie vor um seine Kuhherde sorgt. Ihr Film ist letztlich eine Ode an den Widerstand gegen das Unvermeidliche, der zuweilen drollige, zuweilen tragische Formen annehmen kann. In einer Schlüsselszene macht sich ein Mann daran, mit professioneller Geste Dutzende von Golfbällen elegant in die Leere der wild wuchernden Umgebung zu katapultieren. Unbeirrt schreiten die Dekontaminationarbeiten voran, von denen niemand sagen kann, welchen Sinn sie noch machen. Erst nach 30 Jahren wird die allgemeine Radioaktivität auf die Hälfte abgesunken  und dann immer noch viel zu hoch sein, um nicht erhebliche Risiken zu bergen, auch angesichts weit toxischerer Strahler. Aber das Leben geht weiter, the Show must go on, wie die Rückkehr zur Nuklearenergie in Japan zeigt.

Den Traum von einer Rückkehr zur Normalität findet man auch in den radioaktiven Gegenden um Fukushima. Nachdem die strahlende Erde in Tausenden von Plastiksäcken in Halden angestaut wurde, einschliesslich der zusammengefegten Blätter der umgebenden Wälder, gibt es nach wie vor Bewohner, die für wenige Stunden in ihre verseuchten Wohnungen zurückzukehren. Manche von ihnen haben die Hoffnung noch nicht aufgegebenen, hierin wieder dauerhaft leben zu können. Der französisch-schweizerische Beitrag «Half Life in Fukushima» von Mark Olexa und Francesca Scalisi, ebenfalls im Internationalen Wettbewerb platziert,  beeindruckt durch Kurzporträts wie das eines Farmers, der sich nach wie vor um seine Kuhherde sorgt. Ihr Film ist letztlich eine Ode an den Widerstand gegen das Unvermeidliche, der zuweilen drollige, zuweilen tragische Formen annehmen kann. In einer Schlüsselszene macht sich ein Mann daran, mit professioneller Geste Dutzende von Golfbällen elegant in die Leere der wild wuchernden Umgebung zu katapultieren.

 

"Half Life in fukushima", Mark Olexa und Francesca Scalisi

"Half Life in fukushima", Mark Olexa und Francesca Scalisi

Trailer

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Unbeirrt schreiten die Dekontaminationarbeiten voran, von denen niemand sagen kann, welchen Sinn sie noch machen. Erst nach 30 Jahren wird die allgemeine Radioaktivität auf die Hälfte abgesunken  und dann immer noch viel zu hoch sein, um nicht erhebliche Risiken zu bergen, auch angesichts weit toxischerer Strahler. Aber das Leben geht weiter, the Show must go on, wie die Rückkehr zur Nuklearenergie in Japan zeigt.

Erinnern wir uns, das letztjährige Istanbuler Festival wurde zum Opfer eines staatlichen Zensuraktes, der eine massive Solidarität heraufbeschwor und zur Zurücknahme aller Film aus dem nationalen Wettbewerb führte. Die Jury stellte ihre Arbeit ein, das Festival kam nahezu zum Stillstand. «Bakur» (The North) der Filmemacher Çayan Demirel und Ertugrul Mavioglu, Ertugrul war der Dokumentarfilm, auf den plötzlich eine Visapflicht appliziert wurde, die anderen Filmen nicht abverlangt wird. Es war ein Film über den kurdischen (Kriegs-)Alltag und Widerstand. Sein Potenial lag darin, dass hier nicht nur eine blosse militärischen Konfliktzone angesichts der türkischen Okkupationspolitik aufgezeigt wurde, sondern ein Widerstand sich artikulierte gegen die heutige kapitalgesteuerte Gesellschaft im Allgemeinen, und gegen frauenunterdrückende Mechanismen und Ideologien im Besonderen. Kurdische Kultur zeigte sich hier in klaren Farben als eine, die das Kapitalmachtspiel der Landenteignung ablehnt, als eine Kultur, die an ihrer Selbstbestimmung als Gruppe wie auch an der jedes Einzelnen festhält und in einem  geographisch-kultellen Kontext des Patriarchismus die Zukuft der menschlichen Evolution selbstbestimmten der Frauen erkennt.

Gulistan, Land of Roses Zaynê Akyol

"Gulistan, Land of Roses", Zaynê Akyol

 

Diese «kritischen Potenziale» werden nun in Nyons Wettbewerbsfilm «Gulistan, Land of Roses» der kanadischen Filmemacherin Zaynê Akyol weiter vertieft. Hier liegt der Akzent noch stärker auf jungen Frauen, die Familien und Freunde verliessen, um für ihre Ideale zu kämpfen. Es berührt zu sehen, wie sich ihre in den wenigen freien Minuten aufbrechende jugendliche Verspieltheit mit einem unglaublich willensstarken Anspannung für den Kampf bis in den Tod paart. Untergetaucht sind diese PKK-Guerilleras in der Bergwelt Kurdistans. Ihr Feind, vornehmlich der IS. Sie alle haben eine Utopie vor Augen, die weit über die Sicherung eines Territoriums hinaus geht, eine Vision, die Pädagopie und Selbstbildung ins Zentrum rückt mit dem Ziel eines bewussten und reflexiven Lebens. Kapitalismus erscheint ihnen als die Inkarntion der Immoralität, als ein System, das Geist und Seele zerstört und Menschen zur Bedeutungslosigkeut degradiert. Ein Informant von der Front trifft mit der Nachricht ein, dass sich 40 kurdische Kämpferinnen  von einem Felsen in den Tod gestürzt haben, um ihrer Gegangennahme und drohenden Versklavung zu entgehen.

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In den letzten Sequenzen vertraut eine der Frauen ihr visuelles Tagebuch der sie lange begleitet habenden Filmemacherinan. Dies ist die Form, in der sie in Erinnerung bleiben möchte. Ihre nächste Front-Mission trägt tödliche Risiken mit sich. Doch sie ist nicht die einzige Figur, die durch die vorsichtgen Fragen und sensiblen Beobachtungen Zaynê Akyols, sich uns tief ins Gedächnis eingräbt.

Am Puls der Zeit zu sein : das Festival Vision du Réel bestätigt sein Renomée rouge

 

 

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47. FESTIVAL INTERNATIONAL DE CINÉMA VISION DU REEL, NYON
DOC OUTLOOK INTERNATIONAL MARKET

info

15 - 23 / 04 / 2016, France

Vision du Réel

Vision du Réel

 

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