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pxrouge FESTIVAL REVIEWS I ROTTERDAM FILM FESTIVAL 2016 I VON DIETER WIECZOREK I 2016

Das Filmfestival in Rotterdam 2016

Die Zerstörung der Twin Towers als Geschenk für die NSA

Umgreifende US-Staatskorruption und die weltweite Attacke auf die Demokratie : "A Good American" in Rotterdams Filmfestival

 

 

von DIETER WIECZOREK

"A Good American", Friedrich Moser

Rotterdam film festival

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Der österreichische Filmemacher Friedrich Moser (*1969) dokumentiert in “A Good American” einige unglaubliche Fakten höchster politischer Brillanz: der Angriff auf die Twintowers und den Pantagon hätten verhindert werden können. Er liefert im Detail die Gründe, warum dies nicht geschah, und er zeigt, was mit denen geschah, die ihn verhinder wollten.

In den USA fand sich kein einziger Dokumentarfilmer, der die Geschichte von William Binney und seinem kleinen Team, eine Spezialeinheit im Zentrum der NSA, hätte an die Öffentlichkeit bringen wollen. Dagegen hätten es viele hochrangige Beamte und einflussreiche Journalisten, die mit den Fakten konfrontiert wurden, vorgezogen, nie davon erfahren zu haben.

William (Bill) Binney ist ein mathematisches und informationstechnisches Genie. Wo andere nur Zeichen sehen, sieht er Strukturen. So entwickelt er in den 90ger Jahren mit fünf Kollegen das lediglich mit Metadaten operierende Programm “ThinThread”, um durch ausgeklügelte Methoden Daten zu analysieren. Da dieses Programm nicht die Dateninhalte erfasst (Telefongespräche, Emails, Texte…), garantierte es personellen Datenschutz und Privatsphäre. Zum anderen ist es weitaus effizienter, das die zu analysierende Metadatenmenge wesentlich kleiner, die Analysen folglich weitaus schneller zu Ergebnissen kommen sind als die der Massendatenerfassung. Bereits zwei Wochen vor dem Einmarsch der Russen in Afghanistan prognostizierte Binney das Ereignis, ohne Russisch zu sprechen.

Drei Wochen vor dem Angriff des 11. September wurde “ThinThread” abgebrochen. Ein später nachgeholter Test zeigte, dass es in der Lage gewesen wäre, die Angriffe des 11. September präzise vorherzusagen, Namen und Ziele wurden nach weniger Zeit sichtbar.

Doch NSA General Michael V. Hayden gab dem weit teureren auf Massendatenerfassung ausgerichteten Programm "Trailblazer“ den Vorzug. Dies war das planetare Ende des Privatschutzes. Ein 280 Millionen Kontrakt für dessen Entwicklung ging and die amerikanische Privatfirma "Science Applications International Corportation“ (SAIC), in der auch ehemalige NSA-Mitarbeiter, sich ihrer Beziehungen bedienend einnisten. Dieser Datenstaubsauger braucht im Durchschnitt ein Jahr, um eingehende Datenmengen effizient zu analysieren.

In ihrem Büro lässt die NSA-Verantwortliche Maureen Baginski den einbestellten Billey wissen, dass sie lieber 6 Leute unglücklich macht (sein Team) als die beinah 500 NSA Mitarbeiter. Nach dem erfolgten Angriff bezeichnet sie den 9.11. als ein "Geschenk an die NSA“. Thomas Drake, Ex-Manager der NSA, zitiert Baginski: "Wir werden nun alles Geld bekommen was wir brauchen und noch mehr.

Da Binnay sein Ziel, den Datenschutz und mit ihm den Schutz der Menschenrechte, auch gegenüber illegitimer Speicherung seitens der Sicherheitsdienste und des Gouvernements, angesichts des Aufbaus einer zügellosen weltweiten Überwachungsmaschine nicht mehr realisieren kann, verlässt er die NSA. Aus dem anerkannten Spezialisten und Patrioten Bill Binnay und seinen Kollegen, die ihr Land verteidigen wollten, werden Staatsfeinde. Als Binnay die ersten Kontakte zur Öffentlichkeit aufnimmt, um sie über den Verlust ihrer Rechte zu informieren, dringen schwer bewaffnete Polizisten in sein Haus ein und nehmen seinen Computer unter weitere Materialien unter Beschlag. Von da bleibt er fortlaufenden juristischen Attacken und anderen Bedrohungen jeglicher Art ausgesetzt. Bis heute kämpft er in den Medien und als Berater – so für Oliver Stones "Snowden“ (2016) - um Aufklärung. Sein Appell ist eindringlich genug: ohne intakte Privatsphäre wird es keine Demokratie mehr geben. Selbstzensur als Konsequenz de Totalüberwachung politischer Aktivisten aller Art bedeutet das Ende der Rede-, Gedanken- und Aktionsfreiheit. Ohne Einblick und Aufklärung über die massivste technologische Infiltration seit den Nazis, in Szene gesetzt von einem im Verborgenen wirkenden polit-ökonomischen Kartell, wird der homo politicus zur Farce. Bereits jetzt bleibt festzuhalten, dass es in der USA keinen die eigene Überwachungstechnologie thematisierenden Investigationsjournalismus mehr gibt. Derartige Versuche geraten schnell unter Druck. So versagt der Journalismus angesichts seiner ersten Pflicht, die Öffentlichkeit über seine eigene Regierung zu informieren. Auf den Punkt bringt es Friedrich Moder mit den Worten: „Wenn sich Regierung und Geheimdienst vermischen, bekommen sie eine Geheimpolizei. Selbst zu neugierige Kongressmitglieder werden von der Regierung mit Falschnachrichten beliefert und zu Angriffszielen. Der Geheimdienst informiert das Parlament nicht. Derweil werden Milliarden Dollar in immer mehr Beobachtungstechnologien investiert, profitable Geschäfte, deren Gewinne sich ebenfalls weitgehend der Kontrolle entziehen. Sind Massendaten erst einmal gesammelt, ist es fast unmöglich, sie zu schützen. Die Beobachter hinterlassen keine Spuren. Gleichzeitig verfolgt Obama Whistleblower mehr als irgend ein Präsident vor ihm. Insider, die die Öffentlichkeit suchen, werden im günstigsten Fall mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht.

 

Below and Above Nicolas Steiner

"A Good American", Friedrich Moser

 

Ziel ist, wie Billey in einem Interview resümiert, die Bildung einer technokratischen Weltregierung. Zur Zeit wird alles getan, dass die problematische Datenerfassung nicht dem "Supreme Court“ zur Prüfung vorgelegt wird, denn entschiede dieser über dessen Illegalität, wären alle bisherigen Regierungsaktionen in dieser Richtung, die entstandenen Archive eingeschlossen, selbst kriminell. Die Terrorabwehr ist nur ein wohlfeiler Vorwand für die Datensammlung. Im Gegenteil, Terroranschläge sind nützlich. William Billey: "Keep the problem going, so the money is flowing".

Friedrich Moser transformiert den an sich bereits kaum an Brisanz zu übertreffenden Thriller auch visuell in ein spannungsreiches Feuerwerk, in dem dargestellte Algorithmen zum Schwingen gebracht werden. Hinzu kommt die beeindruckende kongeniale Soundarbeit, die den Fluss subtiler und fragwürdiger Kräfte gleichsam physisch spürbar werden lässt px

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45. ROTTERDAM FILM FESTIVAL 2016

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27 / 01 - 07 / 02 / 2016

International Film Festival Rotterdam

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